Didaktische Konzeption
Die Gedenkstätte als Lernort
Der Weg des Erinnerns beschreibt die authentischen Tatorte der nationalsozialistischen Verbrechen und den Leidensweg der Zwangsarbeiter in Haslach.
Die Besucher befassen sich nicht herausgelöst aus dem historischen Raum (im Klassenzimmer) mit unvorstellbaren Ereignissen, die sich irgendwann und irgendwo ereignet haben, sondern sie gehen an einen konkreten Tat- und zugleich Leidensort zurück. Denn Geschichte hat immer einen Ort, und jeder Ort hat seine Geschichte.
Doch der historische Raum unterliegt dem zeitlichen Wandel. Und so sind beispielsweise dem heutigen Haslacher Sportplatz und der Markthalle ihre grausame Vergangenheit nicht mehr anzusehen. Die Baracken des Konzentrationslagers Sportplatz erhielten in der unmittelbaren Nachkriegszeit eine neue Funktion und aus dem ursprünglichen Ort der Gewalt wurde ein Ort gesellschaftlichen Lebens. Seit 1970 zeugt eine auf Wunsch der überlebenden Häftlinge angebrachte hölzerne Erinnerungstafel von den unvorstellbaren Leiden und dem Tod vieler Häftlinge. Man sieht diesem Ort seine Geschichte nicht mehr an. Der Weg des Erinnerns holt nun das Vergangene in die Gegenwart und fordert zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit auf und wird so zum exemplarischen Lernort.
Doch nicht nur der Verlust der topografischen Unmittelbarkeit führt dazu, dass ein Ort seine Geschichte verliert. Immer mehr Zeitzeugen verstummen und können uns keinen Einblick mehr in ihr Leben gewähren. Die Vergangenheit eines Ortes muss nun von den Nachgeborenen erarbeitet und rekontextualisiert werden. Hierfür möchte der Weg des Erinnerns ein Ausgangspunkt sein. Dieser erschließt sich nicht von selbst, sondern der Besucher macht sich nun im wahrsten Sinne auf den Weg, um die einzelnen historischen Puzzleteile zu einem umfassenden Geschichtsbild zusammenfügen. Denn nur aus reflektierter Kenntnis der Vergangenheit lässt sich Gegenwart verstehen und Zukunft gestalten.
Wer weiterhin so tut, als sei hier nichts geschehen, der verbündet sich mit den Tätern, die das Ungeheuerliche der hier begangenen Verbrechen hinter einer Fassade der „Normalität“ zu verbergen suchten. Normalität kann es aber nur dort geben, wo man sich der traumatischen Wahrheit stellt und sich an die Leiden der Opfer erinnert. [1]
Aleida Assmann
=> Methodische Erläuterungen als Download <=
[1] www.audioweg.gusen.org/fileadmin/Bibliothek/pdf/Aleida_Assmann/pdf